Shahidul Alam, Tanzim Wahab und Munem Wasif, die drei Kuratoren der Biennale für aktuelle Fotografie 2024, sprachen mit den Beraterinnen N’Goné Fall and Tanvi Mishra über Inklusion. Die Zoom-Veranstaltung am 27. Juli 2022 stand unter der Überschrift Towards a more inclusive Biennale ... (auf Deutsch: „Auf dem Weg zu einer inklusiveren Biennale ...“). Es ging dabei u. a. um die Frage, wie wir Synergien oder Kooperationen zwischen dem Lokalen und dem Internationalen, zwischen dem Zentralen und der Peripherie aushandeln können. Denn eine Diskussion über „Inklusion“ birgt die Gefahr einer vereinfachten Eine-Welt-Sicht, die mögliche bzw. gelebte Realitäten des Globalen Südens (und darüber hinaus) nicht ausreichend berücksichtigt.

Die Aufzeichnung des 90-minütigen Zoom-Gesprächs (in englischer Sprache) finden Sie auf YouTube.

Über die Gesprächsteilnehmer*innen:

links: N'Goné Fall | Foto: © F. Diouf Photography; in der Mitte: Tanzim Wahab, Shahidul Alam und Munem Wasif (von links nach rechts) | Foto: © Lys Y. Seng; rechts: Tanvi Mishra | Foto: © Aditya Kapoor

Shahidul Alam (*1955) ist Fotojournalist, Sozialaktivist, Kurator und Autor sowie promovierter Chemiker. Seine Interessensfelder als Aktivist, Fotograf wie auch als Kurator sind Gesellschaftsthemen, u. a. Naturkatastrophen, Menschenrechtsverletzungen, die Unterdrückung durch die Regierung und das Militär in Bangladesch sowie das „Verschwinden“ politischer Gegner. Er wurde mehrfach für sein fotografisches Werk und sein politisches Engagement ausgezeichnet.

Tanzim Wahab (*1986) ist Kurator, Forscher und Dozent. Er ist der Direktor des Chobi Mela International Festival of Photography. Er hat mehrere kuratorische Forschungsprojekte und Ausstellungen geleitet, darunter Breaking Ground mit Werken der modernistischen Vorläufer Bengalens und (Dis) Place, eine Ausstellung über Vertreibung, die sich mit der Möglichkeit eines postgeschichtlichen Raums und der Funktion als symbolischer „Entlastungsakt“ befasst (mit Hadrien Diez). Wahab ist derzeit Mitherausgeber von Primary Documents, der Publikationsreihe über internationale Kunst des Museum of Modern Arts (MoMA). Außerdem war er Stipendiat mehrerer Programme, darunter u. a. Art for Social Change, USA, und Art Think South Asia (ATSA), Indien.

Munem Wasif (*1983) ist Künstler, Kurator und Pädagoge. In seiner Arbeit untersucht er die Konzepte von „Dokumenten“ und „Archiven“ und ihren entsprechenden Einfluss auf politisch und geografisch komplexe Themen. Seit der achten Ausgabe ist er Ko-Kurator des Chobi Mela Photo Festivals und hat drei große Überblicksausstellungen dafür kuratiert: über den legendären bangladeschischen Fotografen Anwar Hossain (2015), über Nasir Ali Mamun (2017) und über Rashid Talukder (2019). In den Jahren 2020/21 war Wasif Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seine Arbeiten wurden in Institutionen auf der ganzen Welt gezeigt, u. a. im Centre Pompidou, in der Whitechapel Gallery, im Victoria & Albert Museum, im Fotomuseum Winterthur und beim Chobi Mela Photo Festival.

N'Goné Fall ist eine unabhängige Kuratorin und Beraterin für Kulturpolitik. Von 1994 bis 2001 war sie Redaktionsleiterin der in Paris ansässigen Zeitschrift für zeitgenössische afrikanische Kunst Revue Noire. Sie ist die Herausgeberin von An Anthology of African Art: The Twentieth Century (Revue Noire / DAP 2002); Photographers from Kinshasa (Revue Noire 2001); Anthology of African and Indian Ocean Photography: a century of African Photographers (Revue Noire 1998). Fall kuratierte Ausstellungen in Afrika, Europa und den USA. Sie war Gastkuratorin der Biennalen von Bamako und Dakar in den Jahren 2001 und 2002. Sie ist Autorin von Strategieplänen und Evaluierungsberichten für nationale und internationale Institutionen. Fall war außerordentliche Professorin an der Senghor-Universität in Alexandria, Ägypten; Gastprofessorin an der Michaelis School of Arts in Kapstadt, Südafrika, und an der Abdou-Mumouni-Universität von Niamey in Niger. 2018 wurde N'Goné Fall vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Generalkommissarin der Africa2020 Season ernannt, einer Reihe von mehr als 1500 kulturellen, wissenschaftlichen und pädagogischen Veranstaltungen in ganz Frankreich von Dezember 2020 bis September 2021.

Tanvi Mishra arbeitet mit Bildern als Bildredakteurin, Kuratorin und Autorin in Neu-Delhi, Indien. Zu ihren Interessen gehören die visuelle Geschichte Südasiens, Forschungsmethoden in der Bildgestaltung sowie der Begriff der „Fiktion“ in der Fotografie, insbesondere in der aktuellen politischen Landschaft. Bis vor kurzem war sie Creative Director von The Caravan, einer in Delhi erscheinenden Zeitschrift für Politik und Kultur. Sie ist Teil des Foto-Redaktionsteams von PIX, einer südasiatischen Publikation und Ausstellungspraxis. Sie arbeitet als unabhängige Kuratorin und gehörte zu den Kuratorenteams von Photo Kathmandu und Delhi Photo Festival sowie der kommenden Ausgabe von BredaPhoto. Ihre Artikel über Fotografie wurden auf verschiedenen Plattformen veröffentlicht, darunter Aperture, FOAM und The Caravan. Tanvi Mishra war Mitglied mehrerer Jurys, darunter World Press Photo, die Chennai Photo Biennale Photo Awards und das Catchlight Global Fellowship. Außerdem war sie Mentorin für das Women Photograph-Programm und ist Teil des ersten internationalen Beratungsausschusses von World Press Photo.

Das Online-Gespräch Towards a more inclusive Biennale ... ist Teil des digitalen Vermittlungsprogramms What if you decide … . Dieses wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.